Mittwoch, 30. November 2011

Telekom unter Druck setzen

Gestern bei Netto ging es um schlechte Arbeitsbedingungen und lausige Bezahlung, heute ging es um Arbeitsplätze: Betriebsversammlung der 130 MitarbeiterInnen von Teldas.
Zu den Hintergründen gibt es eine gute Zusammenfassung:
http://www.goest.de/telekom.htm
Fakt ist, dass die Schließung zum Jahresbeginn 2012 ins Haus steht und keine großen Chancen bestehen, diese zu verhindern, obwohl, damals in den Verträgen von der Telekom Aufträge bis Mitte 2013 zugesagt wurden.
Fakt ist aber auch, dass die Kolleginnen und Kollegen von Teldas nach wie vor nicht resigniert haben und weiterhin bereit sind, um ihre Arbeitsplätze zu kämpfen. Ronald Schminke und ich waren da und haben gezeigt, dass die SPD sie bei diesem Kampf unterstützen wird.
Die Telekom hat damals die Beschäftigten „verkauft“ und muss nun in die Pflicht genommen werden, sie wieder zurückzunehmen. Arbeit ist schließlich vorhanden. Dafür werden wir mit dem Betriebsrat und mit ver.di Aktionsformen entwickeln müssen, um die Telekom unter Druck zu setzen. Bei Netto hat es sich gezeigt, dass die Verantwortlichen durchaus nervös werden können, wenn Druck durch Öffentlichkeit ausgeübt und dieser Druck nach und nach verstärkt wird. Das muss auch mit der Telekom so gemacht werden.
Auch wenn der Teil der Beschäftigen, die Beamte sind, weiterbeschäftigt werden muss, so wird dies mit Sicherheit nicht in Göttingen, sondern an anderen Standorten geschehen. Die übrigen, also die Angestellten, werden in die Arbeitslosigkeit entlassen.


Die Kommunalpolitik darf jedenfalls nicht immer nur irgendwelchen „Investoren“ rote Teppiche ausrollen, weil sie einige mehr oder weniger qualifizierte Arbeitsplätze in der Stadt schaffen. Wir müssen uns auch stärker dafür engagieren, dass qualifizierte Arbeitsplätze wie bei Teldas erhalten bleiben. Resolutionen reichen da nicht.
Der Kampf geht weiter, und wir werden dabei sein. Oder, wie es in einem Lied der Kölner Band BAP heißt: „Arsch huh, Zäng ussenander!“



Dienstag, 29. November 2011

Betreutes Einkaufen bei Netto

Es reicht nicht, auf Parteiversammlungen wuchtige Resolutionen zu verabschieden und die Solidarität der SPD mit den Beschäftigten von dieser oder jener Firma im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen oder zum Erhalt der Arbeitsplätze zu bekunden. Wir müssen auch mitmachen.
So geschehen heute, und zwar mal wieder beim „Markendiscounter Netto“. Das war für mich in diesem Jahr schon die Dritte Netto-Aktion, diesmal in Nörten-Hardenberg, und mit Abstand die kurioseste. Aber der Reihe nach:
Zuerst sollten ein paar Leute schon mal in den Laden gehen und in den Regalen zwischen der „Trockenware“ kleine Zettel mit Informationen über die schlechten Arbeitsbedingungen bei Netto hinterlegen. Anscheinend führt das Unternehmen eine gut sortierte Foto-Kartei, denn schon als ich mit meinem Einkaufswagen durch die Tür kam, hieß es: „Der erste ist gerade reingekommen.“ Und von da an wurde ich verfolgt. Zwar schaffte ich es anfangs noch, ein paar Zettel zwischen Kaffee, Keksen, Nudeln und Soßenbinder zu hinterlegen, aber meine Verfolgerin hatte das wohl gut beobachtet und nahm die Zettel wieder raus – und ich bekam eine zweite Betreuerin. Die rückte mir so auf die Pelle (übrigens auch, als ich Ware in meinen Einkaufswagen legte), dass ich sie fragte, ob sie mich etwa heiraten wolle. Was sie natürlich entrüstet verneinte.
Versuche, die beiden abzuschütteln, scheiterten an ihrer Hartnäckigkeit. Aber immerhin hatte es ein Kollege, der wohl auch noch nicht in deren Foto-Datei ist, geschafft, fast die gesamte Stunde seine Zettel zu plazieren.
Kurz vor der Kasse wollte ich wenigstens noch ein Foto von den beiden jungen Frauen machen, aber das gefiel denen überhaupt nicht. Sie zogen sich ihre Kapuzen und drehten sich um. Was die eine jedoch nicht daran hinderte, von mir das Löschen des Fotos zu verlangen. („Ich habe gesehen, wie Sie fotografiert haben. Ich habe auch ein iPhone.“) Ich zeigte ihr dann freundlich das Foto, auf dem nur schemenhaft eine Person von hinten mit übergezogener Kapuze zu sehen war. Das Foto habe ich dann zu Hause gelöscht, weil es nix hergibt.
Dann an die Kasse, bezahlen und schnell raus. Vor der Tür stand schon Polizei, einige KollegInnen mit Fahnen und Plakaten … und dieser Netto-Mufti, der uns schon in Göttingen auf die Nerven ging. Er drehte sich zu mir um und sagte: „Sie haben doch schon in der Güterbahnhofstraße Hausverbot. Hier haben Sie jetzt auch Hausverbot.“ Na toll. Ich war ja nicht der einzige, sondern wir alle bekamen Hausverbot erteilt. Natürlich auch für den Parkplatz. Und die beiden juristisch etwas überforderten Polizisten versuchten uns dann ganz höflich zur Straße zu begleiten.
Trotzdem hat sich das einstündige Frieren gelohnt: Die Aufmerksamkeit der KundInnen haben wir bekommen, und viele, die ein Flugblatt in die Hand gedrückt bekamen, sagten, dass sie durchaus über die Zustände bei Netto informiert seien. Und die Marktleiter-Fürsten wissen, dass sie nach wie vor unter Beobachtung stehen.
Der Kampf geht weiter!